Michael Kohlhaas

Das Geschäft der Rache

Im Gedenken an Franziska Steiof wird sich DeichArt in seiner neusten Produktion mit ihrer Bühnenadaption über den rechtschaffenen Pferdehändler Kohlhass auseinandersetzen, der auf seinem Rachefeldzug gegen Korruption und Ungerechtigkeit zum Gewaltverbrecher und Staatsfeind wird.

Einen „der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ nennt ihn der Dichter. „Er hätte“, erklärt Kleist, „als Muster eines guten Staatsbürgers gelten können, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte.“ Dieser überaus korrekte Mensch hatte die Schwäche kein Unrecht ertragen zu können. Da es aber in der Welt nicht immer gerecht zugeht, war dies die Falle, die ihm das Schicksal stellte.

„Komm, lass uns etwas Gutes tun und dabei sterben!“ Bei Steiof sind es die letzten Worte des ehemaligen Pferdehändlers Michael Kohlhass: Ein chronischer Verlierer? Ein Racheengel? Ein Fanatiker der Gerechtigkeit? Ein Terrorist? Ein Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität, wie Ernst Bloch ihn nennt? Es lässt sich wunderbar über diesen Michael Kohlhaas streiten!

Kleist fand, wie Wolfgang Franßen schrieb, in vielen Figuren den zarten Blick auf die Zerstörungen, die man sich selber zufügt. Michael Kohlhaas ist der Rebell unter Ihnen. Kleist letzte Worte aus dem Abschiedsbrief an seine Halbschwester Ulrike, hätten auch von Michael Kohlhaas stammen können: „...die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war.“ Kleist nahm sich das Leben und Kohlhaas sorgte dafür, dass sie ihm das Leben nahmen.

Autor: Heinrich von Kleist

Textfassung: Franziska Steiof

Verlag: Felix Bloch Erben

Regie: Matisek Brockhues

Ausstattung: Sibylle Meyer

Schauspiel: Eirik Behrendt und Tom Keller

Premiere: 7. September 2014, Theater im Werftpark

"Eirik Behrendt und Tom Keller brillieren unter der Regie von Matisek Brockhues...Wenn Tom Keller vor nachtblauem Himmel zwischen hohen Birken aus einer der beiden schwarzen sargartigen Kisten auf die Bühne gespuckt wird, deutet sich schon an, dass hier, im von Sibylle Meier wunderbar eingerichteten Wald, Erzähl- und Erinnerungsarbeit sowie Theatermittel selbst thematisiert werden. Die Puppen stehen auf zum tanzen. Es werden Kostüme und Figuren ausgepackt und mit stets rotierenden Rollen und Requisiten mit fulminanter Theatralik die Geschichte einer Eskalation erzählt...Michael Kohlhaas führt den Kampf um Gerechtigkeit mit und gegen sich selbst und wenn am Ende auf dem Schaffot zwei Schüsse fallen, wird klar, dass hier ein Richter sein eigener Henker war. Ein Schluss, der lange nachwirkt."

Kieler Nachrichten, Almut Behl